Nah-und Fernwärme mit Solar

Die Wärmewende ist in aller Munde. In Deutschland wurde mit dem neuen Gebäudeenergiegesetz (GEG) ein wichtiger Schritt für den Klimaschutz geschaffen. Die Wärmewende ist jedoch nicht allein mit dem Einsatz von einzelnen Wärmepumpen für jedes Gebäude zu schaffen, da dies nicht für alle Fälle die ideale Lösung ist. Für Quartiere können Nah- bzw. Fernwärmesysteme eine praktische Alternative sein.

Wie dies unter anderem mit verstärktem Einsatz von Solarenergie gelingen kann, erläuterte Architekt Werner Haase an praktischen Beispielen in einer Veranstaltung von Bündnis 90/DIE GRÜNEN am Dienstag, 11.02.25 im Jugendhaus St. Kilian in Miltenberg.

Werner Haase kritisierte, dass in der Vergangenheit bei der Wärmeerzeugung stets allein auf einen Energieträger gesetzt wurde, entweder auf Kohle, Öl, Gas oder Holz. Vernachlässigt wurde dabei aber die Solarenergie, sozusagen das „Sonderangebot“ der Wärmeerzeugung, da die Sonne bekanntermaßen keine Rechnung schickt. Und die Sonnenenergie kann hier unterstützen, die Wärme frei von Kohlenstoffdioxid zu erzeugen.

Herr Haase zeigte ein Beispiel, wo in einer Gemeinde eine große Holzhackschnitzelanlage den Ort mit Wärme versorgt. Das Netz ist ca. 7 km lang und hat bei einer Vorlauftemperatur von 80°C mehr als 40% Leitungsverluste.

So könne man zum Beispiel sehr gut eine Hackschnitzelheizung mit Solarenergie kombinieren, wie dies in der Gemeinde Binsfeld verwirklicht wurde. Dadurch muss im Sommer kein Holz verbrannt werden.

In der Stadt Arnstein wurden bereits 1998 sogenannte Sonnenhäuser errichtet. 20 Reihenhäuser werden mit einer Heizzentrale mit Wärmepumpe in Kombination mit Solarkollektoren auf der gemeinsamen Dachfläche und Pufferspeichern beheizt. Das Ziel damals war, bezahlbare Häuser zu errichten, die nicht nur im Bau preiswert waren, sondern auch im Betrieb kostengünstig sind (ca. 300,00 € Heizkosten pro Jahr). Dies ist auch gelungen. So habe jedes Haus seit der Errichtung 1998 ca. 40 000 Euro an Energiekosten gegenüber dem damaligen Standard gespart. Des Weiteren werden die Häuser kontrolliert durch eine Lüftungsanlage mit einer Wärmerückgewinnung, und mit einer Luftvorwärmestrecke in der Erde belüftet, sodass die Frischluft im Sommer gekühlt und im Winter energiesparend vorgewärmt wird.

Zurzeit in Planung ist die Nahwärmeversorgung in Thüngersheim. Das Ziel dabei ist die regenerative Versorgung des Ortes als Ersatz für die derzeitige Versorgung mit Gas. Dabei steht eine möglichst effiziente Nutzung der Sonnenenergie mit Hilfe eines solaren Heizhauses im Mittelpunkt der Planungen. Die Dachfläche des Heizhauses wird mit PVT (PhotoVoltaikThermie)-Modulen belegt (ca. 1000 qm). Auf der Oberseite ist das Photovoltaikmodul und auf der Unterseite ein Wärmetauschmodul zur Wärmegewinnung (Wärmequelle) für die zentrale Wärmepumpe. Die hierbei gewonnene Wärme wird über ein sog. Kaltnetz zu den Häusern im Altort geleitet, wobei jedes einzelne Haus eine Übergabewärmepumpe erhält, um damit die gewünschte Zieltemperatur zu erzeugen. Dieses sog. Kaltnetz arbeitet weitgehend verlustfrei.

Eindrucksvoll rechnete Werner Haase vor, dass diese Art der Wärmeerzeugung deutlich preiswerter ist als die Wärmeerzeugung durch fossile Brennstoffe, auch angesichts des steigenden CO2 Preises. Auch bei der oftmals angeführten Dunkelflaute kann das System mit Puffersystemen überzeugen. Außerdem sei alles, was dabei an Technik verwendet werde, gängige Technik.

Sein Wunsch an die Politik verdeutlich er so: „Durch mehr Pilotprojekte könnten solche Konzepte auch mit echten Zahlen in der Masse verifiziert werden. Kritische Abnehmer werden mit niedrigen Kosten überzeugt und ziehen nach. Mit den geforderten Wärmeplanungen der Kommunen sollte Zukunftstechnik in Verbindung mit Solarenergie eingesetzt werden, da Verbrennungen jeglicher Art keinen Fortschritt darstellen.“